Nürnberger Nachrichten 8. Dezember 2004
  Dialog zwischen zwei Kulturen
Kunst aus Afrika und von Dieter Maria Scheppach in Zirndorf
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Fasziniert von der Kunst des schwarzen Kontinents: Dieter Maria Scheppach mit drei Masken aus Afrika in der Zirndorfer Ausstellung.

Foto: Günter B. Kögler

 

Private Kunstvermittlung gibt es in Deutschland seit dem späten 18. Jahrhundert. Damals begannen wohlhabende Bürger damit, in ihren Salons regelmäßig mehr oder minder öffentliche Konzerte, Literaturlesungen und Ausstellungen zu veranstalten. Bereits vor über sieben Jahren, im März 1997, haben der Musiker Achim Goettert und seine Ehefrau Andrea diese alte Tradition zu neuem Leben erweckt.

In ihren großzügig bemessenen Wohnräumen in einem schönen historischen Gebäude am Stadtrand von Zirndorf zeigen sie seither durchschnittlich vier Mal pro Jahr erlesene Beispiele zeitgenössischer Bildkunst. Eröffnet werden die einzelnen Folgen der so genannten „ac.t art“-Reihe stets mit einer literarischen und/oder musikalischen Performance der Extraklasse.

Abenteuer des Alltags

Unter den bisherigen Ausstellern waren so wichtige Maler aus der Region wie Wolfgang Sakowski, Thomas Lunz, Gerhard Rießbeck oder Fredder Wanoth. Dazu kamen Plastiker und Objektkünstler wie Meide Büdel, Annette Blocher, Anna Bien, Clemens Heinl oder Christian Rösner. Der mittlerweile verstorbene Ralf Huwendiek erzählte von seinen „Abenteuern des Alltags“, der Performer Christopher Tarnow belebte Haus und Garten mit seinen furiosen „Ohne-Man-Shows“, der Komponist Hans Kraus-Hübner vermittelte den Zuhörern die „Vorstellung eines Weltraumrauschens“ und der Gitarrist Uwe Kropinski bewies ein weiteres Mal seine Virtuosität.

Ein wirkliches Highlight ist auch die jetzt eröffnete 28. Ausstellung im Hause Goettert. Zu sehen ist ein spannender Dialog zwischen zwei Kulturen. Traditionelle Stammeskunst aus Schwarzafrika trifft auf Zeichnungen, Malerei und Bildobjekte des Nürnberger Künstlers Dieter Maria Scheppach.

Im Jahr 1922 veröffentlichte der expressionistische Dichter Carl Einstein sein Buch „Afrikanische Plastik“. Der Verfasser konstatierte darin eine geheimnisvolle Wahlverwandtschaft zwischen dem „primitiven“ und dem modernen Kunstwollen, die Scheppach für seine Person freudig bejaht. Die Masken und Fetische des alten Afrika haben ihn seit einigen Jahren zu eigenen Versuchen angeregt. So vereint die Ausstellung ein geschnitztes „Ur-Paar“, eine Serie von Zeichnungen nach Ornamenten aus dem Kunstschaffen des in Zaire lebenden „Hemba“-Volkes sowie mehrere Assemblagen aus exotischen Fundstücken.

Seltene Stücke

„Das ist die Begleitmusik“, meint Dieter Maria Scheppach, „die Hauptsache sind die Arbeiten der Menschen aus allen Teilen des schwarzen Kontinents.“ Tatsächlich hat der renommierte französische Sammler Alfons Bermel für die Zirndorfer Schau eine ganze Reihe sehr seltener und höchst qualitätsvoller Stücke zur Verfügung gestellt.

Eine besondere Rarität ist beispielsweise eine polierte Holzfigur der „Ebrié“ von der Elfenbeinküste. Dieses kleine Volk geriet schon sehr früh unter den Einfluss christlicher Missionare, welche auf die möglichst vollständige Vernichtung der alten „Götzenbilder“ drängten. Ein echtes Museumsstück ist auch eine lebensgroße Gedenkfigur der „Konso“ aus Äthiopien, deren Kultur von der christlichen Oberschicht des eigenen Landes fast vernichtet wurde. BERND ZACHOW

ac.t art in der Villa, Zirndorf, Nibelungenstraße 15: „Traditionelle afrikanische Stammeskunst & zeitgenössische Kunst von Dieter Maria Scheppach“. Bis 19. Dezember. Besuch nach Vereinbarung unter Telefon: (09 11) 60 90 26, im Internet: www.act-art.de

Fürther Nachrichten
28. September 2004
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Aug' in Aug' mit dem Löwenbezwinger

Afrikanische Stammeskunst und europäischer Widerhall in Zirndorf

Foto: Günter B. Kögler



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