Fürther Nachrichten
6. Februar 2004
Fehlfarben und Klang
Anna Bien und Joachim Kersten stellen bei ac.t art in der Villa aus

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Kann es einfach nur Zufall sein, wenn zwei sich entschließen, ihre Werke gemeinsam auszustellen? Wenn die beiden, so wie Anna Bien und Joachim Kersten, dazu seit zehn Jahren Atelier-Nachbarn sind?

Nein, sagt Joachim Kersten, keine Wechselwirkungen, kein Einfluss, erst recht keine Arbeitsgemeinschaft. Eher eine „unbewusste Sympathie“. Das lässt Raum für vieles, auch für die unübersehbare Kommunikation, die sich zwischen den Arbeiten in der Zirndorfer Galerie „ac.t art“ spinnt.

Anna Bien arbeitet plastisch. Ihren schwerelos wirkenden Formen ist die Farbigkeit abhanden gekommen. Dafür scheint eine jede von ihnen, ein Geheimnis zu hüten. Die Arbeiten von Joachim Kersten prägt eine kraftvolle Farbfreude. Ein Leuchten geht von seinen Bildern aus, das starke Emotionen weckt. Beide Künstler waren Meisterschüler von Professor Georg Karl Pfahler an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg.

Anna Bien, 1958 in Korea geboren, studierte zuvor ostasiatische Kunst in Seoul. Die Verbindung europäischer und asiatischer Kunst beschäftigt sie auch in ihren neuen Arbeiten. Diese großformatigen Formen aus Pappmaché spielen mit dem Licht, lassen sich deshalb immer wieder neu entdecken. Bislang sind sie noch namenlos: „Ich denke, wenn ich sie anschaue, an Klänge“, sagt Anna Bien.

Eine spürbare Ruhe geht von ihren Objekten aus. Für die Künstlerin, die sich mit Zen-Buddhismus auseinander setzt, nicht verwunderlich. Spielerisch hat sie Fundstücke vom Meer und kleine Zeichnungen hinter Glas gesetzt, federleichte und klare Stücke, die auch wieder das Spiel mit dem Licht aufnehmen.

Einen starken Spannungsbogen schlägt dazu die expressive Farbigkeit von Joachim Kerstens Werken. Er setzt sich, nachdem er lange auf Acrylfarben spezialisiert war, intensiv mit Schellack auseinander. Ein Material, das einen leuchtenden Glanz entwickelt. Mit Pigmenten versetzt, trägt Kersten den Schellack auf Alu-Platten auf, die er zuvor behandelt hat, um eine raue, reliefartige Oberflächenstruktur zu erhalten. Mit vielen, manchmal aquarellhaft zarten Aufträgen erzeugt Kersten unverwechselbare, individuelle Farbräume.

Schwebende Leichtigkeit und einen erstaunlich plastischen Effekt bekommen seine Bilder zusätzlich, weil er sie mit Abstandshaltern vor die Wand setzt.

Joachim Kersten, 1953 in Bamberg geboren, lebt und arbeitet in Nürnberg und im texanischen Fort Worth. Im Süden der USA begeistert und beeinflusst ihn seit einem Stipendium vor zehn Jahren vor allem das kräftige Licht.

Die Ausstellung in der Galerie „ac.t art“ wird am Sonntag, 8. Februar, um 18 Uhr mit Musik eröffnet. Hausherr Achim Goettert (reeds), Jazz-Autorität im Nürnberger Raum, trifft auf Charles Blackledge (percussion) und Johannes Ammon (violin). Alle drei sind „weltmusikalisch orientiert“ und Goettert verspricht: „Wir halten uns viel offen!“

SABINE REMPE

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