ac.t art

 

ac.t art in der Villa
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FRED ZIEGLER (Parsberg, D)
Acrylbilder, Objekte und Druckgrafik
ANDREW STAHL (London, UK)
Neue Arbeiten

Fred Ziegler

Fred Ziegler, Mocomatics, Reiter, Ziegler / Informationszentrale gegen Vergiftungen der Universität Bonn

 

Bilder der Ausstellung

Ausstellung vom 3.12.2000 bis 28.1.2001
Eröffnung: Samstag, 2. Dezember 2000, 20.00 Uhr
Musik: MANDI RIEDELBAUCH Saxophon
HANS GRASSER Gitarre

 

Andrew Stahl: Love Hotel

Andrew Stahl, Love Hotel

 

FRED ZIEGLER

Gelb greift Raum, scheint auszufließen, akzentuiert sich wieder, strahlt punktuell ab... und lädt sinnlich ein.
Der Künstler Fred Ziegler hat Gelb zum Angelpunkt seines Schaffens gewählt. Programmatisch präsentiert er in einem früheren Katalog Aussagen über das Phänomen dieser Farbe :``(...) in ihrer Reinheit und hellem Zustande angenehm und erfreulich, in ihrer ganzen Kraft etwas Heiteres und Edles, (...) dagegen äußerst empfindlich und macht eine sehr unangenehme Wirkung, wenn sie beschmutzt oder einigermaßen ins Minus gezogen wird,(...)´´ - zwischen dem Zitat aus Goethes Farbenlehre und Rudolf Steiners `Gelb ist der Glanz des Geistes´ liegt ein endloses Spektrum an Einsatzmöglichkeiten, an Sinn - und Symbolgebung. Für Ziegler ist es die Freiheit, aus diesem Spektrum seine Kunst zu entwickeln. Er entgeht dadurch der Eindeutigkeit des Künstlers, der sich einer Farbe oder einem Modus verschrieben hat. Sein Vorgehen zielt nicht, wie etwa das Werk von Yves, le Monochrome, auf die Absolutheit der Farbe, sondern auf die Vielfalt ihrer Ausdrucksmöglichkeiten.
Anfangs war ( und ist es auch noch ) die leuchtende Palette der Sonnenländer ein Moment der künstlerischen Wesensfindung durch die Farbe. Heute geht es um das Ausloten des vielfältigen und gegensätzlichen Bedeutungsträgers Gelb:
Von der energetischen Seite der positiven Strahlung bis zur Signalwirkung negativ gepolter Inhalte. Gelb ist Energiezone, so oder so, und kann unerschöpflicher Gegenstand künstlerischer Forschung und Kombinatorik sein.
Die Pluralität der Mittel ist für einen assoziativ Arbeitenden wie Ziegler die adäquate Umsetzung. Er entzieht sich jeder kategoriellen Zuteilung, die Unterwerfung unter die Domäne des Gelb ist die einzige Konstante. Er ist ein engagierter Spurensucher im weiten Terrain, seine ars combinatoria zeichnet sich durch Erfindungsgabe und Ironie aus. In seiner Objektplastik, den Installationen und geometrischen Wand - arbeiten läßt er die Gegenstände und die Umstände Kunst werden. Viele seiner Arbeiten profitieren von der Schlichtheit einer Idee, die ohne großen Aufwand umgesetzt wird. In der Transformation von Alltagsgegenständen kann hingegen die Wirkung viel weittragender sein, als die Bedeutung des Gegenstandes war - das liegt unzweifelhaft auch am Rollenspiel des Gelb.
Manche der Plastiken haben ganz handwerklichen Charakter, obwohl ihre Herkunft in der Konzeptkunst liegt. Ein Beispiel dafür sind die Gefäße, die von einem sizilianischem Töpferbetrieb als Modelle im Maßstab 1:100 aus einem Katalog der Entwicklungsgeschichte für deutsche Faulschlammbehälter nachgeformt und gelb glasiert wurden : Ihrer Form und Größe nach wirken sie wie historische Amphoren, sie sind auch von einem Amphorenmacher gefertigt, doch die Vorlage ist die Standardisierung von Sammelbehältern für Jauche in deutschen Ballungsgebieten .
Der kulturhistorische Spannungsbogen von einem Behältnis, in dem wertvolle Lebensmittel gelagert wurden, zu einem Topf für ein schlammiges, stinkendes Endprodukt ist der Aussagekern dieser Arbeit.
So haben Fred Zieglers Objekte und Eingriffe häufig einen ironisch und kulturkritischen Aspekt: Die Plastik aus dem in Israel entstandenen Zyklus, in der vier gelbe Zitrusfrüchte ein rechteckiges Stahlrohrgestell krönen, oder die Installation zum Tantalusmythos, in der verschiedene Gebrauchsgläser mit gelber Flüssigkeit auf einer Treppe arrangiert sind.
Die Vor - Ort - Arbeiten in Sri Lanka verwenden das Holz des Jackfruit - Baumes, der heute unter Naturschutz steht, Dieser Baum hält für die Eingeborenen alles Überlebensnotwendige bereit und war früher auch Lieferant für die Möbelherstellung.
In der Serie `Home´werden Fragmente von lokalen Stühlen und Betten zu eigenständigen plastischen Gebilden zusammengesetzt und wie Beutestücke an Baumstämmen aufgehängt: die Diskrepanz des Indoor zum Outdoor , hier als zivilisatorische Erziehung zum Möbel contra dem freien Leben in der Natur, läßt die Intention dieser Werkgruppe eher erfühlen als wissen.
Bestechend ist bei den Kompositionen die Ästhetik der Form, die neben der kritischen Beobachtung eine große Rolle spielt. Ziegler ist bei aller Ironie und bei allem Intellekt auch ein poetischer Geist, der Schönheit auszudrücken versucht.
Dies kann im Bereich von Alltagsobjekten sein, wenn etwa Plastikmatten für die Rutschsicherheit in der Badewanne in ihre Noppenvertiefungen genau passende gelbe Glaskugeln gelegt bekommen und sich so ein schönes Relief ergibt,
Eine Serie gelber halbierter Plastikkanister oder das `Ugly - Objekt´, ein Haufen mit Farbpigment durchmischter, in Plastikfolie verpackter Müll werden als eigenständige bildhauerische Form präsentiert - so funktioniert die Alchemie des Künstlers. Objektwitz ist immer dabei, auch wenn Ziegler sich eines Wohnwagens annimmt und einfach alle Lichtquellen mit gelben Leuchtkörpern vertauscht - und ein völlig anderes Ambiente erschafft.
Ein Kennzeichen seines Werks ist der selbstverständliche Wechsel von Installationen und Wandplastiken für Innenräume zu Eingriffen in der Natur und im Straßenraum . Sie entstehen nach dem gleichen geometrischen Prinzip. Durch die konsequente Verwendung gelber Teile, ob als Ready - made oder als eingefärbtes Objekt, wird dabei stets auch auf die Malerei verwiesen. In verschiedenen Serien werden gleich geformte, geometrische Holzstücke aneinandergefügt oder gereiht und bilden als Fortsetzung von Malerei eine Reliefform , die durch Klarheit besticht . Die Methode ist auf große Flächen übertragbar, wenn etwa mit Holzpaneelen als gelber quatratischer Raster ganze Wände bespielt werden, oder wenn eine wandfüllende gelbe Tapisserie aus gleichmäßigen horizontalen Wellenlinien aufgebaut wird. Die gelben Dreiecksplatten, die während einer Aktion einen Mühlbach bis zum spitzwinkligen Stauwehr entlangfließen, um dort in natürlicher Bewegung eine große Dreiecksform zu bilden, funktionieren ähnlich. Der Künstler benutzt die Bachlandschaft als Aktionsrahmen, innerhalb dessen sich die Kunst von selbst formiert.
Barbara Rollmann

 

Weitere Informationen: www.fredziegler.de    

ANDREW STAHL

THE BEARABLE LIGHTNESS OF BEING


A feeling of alienation informs Andrew Stahl's new paintings, and also a sense of distortion. This may be the result of distance, real or metaphorical: either that foreignness experienced in places where language, religion and customs are unfamiliar or a private perception of the strangeness of a body and what it means to inhabit it. (Stahl hints that the two can be equated.) The pretext for these works is travel: the feeling of being lifted like a child and transported effortlessly, with all the resulting distortions. For as space and time conflate, scale becomes meaningless, perception can no longer be trusted and under- standing of others diminishes to the point of near incomprehension. In foreign parts, ordinary behaviour and customs have other meanings; even eye-contact seems to serve a ditferent purpose.

Disorientation manifests itself in various ways. Our approach to the body, for example, is governed by a Greek sense of proportion and an accompanying notion of the grotesque, in other words a heightened awareness that human beings consist of flesh as well as spirit. The ensuing revulsion serves as a momentary reminder that the body is a thing, a weight, a burden - brute matter seen as distinct from other components which distinguish a person - usually in a motionless position.

A visit to the Far East (Vietnam, Laos, Burma, Thailand and Cambodia) may have prompted such reactions. Stahl's vast female heads gaze directly at the viewer, communicating by gesture and mood rather than by identifiable signs. His reaction to their repose is one of fascination and respect; large, delicate brushstrokes trace the contours of their faces as lightly as a caress. Yet how difficult it is to torget the scale of these figures. (In Burma, Stahl saw the biggest statue of the Buddha in the world.) In a recent painting, against a blue sky two crossed legs are visible: abnormal to a degree, the alarming viewpoint exaggerating the rate of expansion of one in particular. This is flesh with a vengeance, an oversized cartoon we dare not ignore. Against another blue sky in another picture, one side of a face appears, its long, nastily coloured tongue protruding for no apparent reason.

Adrift in a world of lost connections, the viewer is confronted by large things and small things. Concentrating on either is a mistake. So is trying to "understand". For as paintings become note-pads, the important and the irrelevant are jumbled: next to a vast airliner, tiny doodles appear. Similarly, the odalisques demand attention, but of a different type: submission to a state beyond the quotidian. Stahl could be attacked for ethnocentricity. Conversely, he could be praised for identifying barriers between the cultures of different races and countries. Yet none of these summaries describes what he is doing: testifying to the fact that barriers exist, responding to the presence of those barriers and suggesting where the roots of the problem lie.


STUART MORGAN February 1995

 

 

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